Kann man Außenminister Kurz noch ernst nehmen?

Außenminister Kurz wollte seinen Vorschlag das australische Modell der Flüchtlingspolitik mit Internierungslagern auf Inseln zur innenpolitischen Profilierung nutzen. Vielleicht hat das bei manchen Boulevard-Journalisten und an einigen Stammtischen funktioniert. Kurz hat aber vergessen, dass er nicht irgendein FPÖ-Wirtshauspolitiker oder der unter der Relevanzgrenze agierender Obmann der ÖVP-Wien, sondern Außenminister eines EU-Landes ist. Auch wenn er es vermutlich selbst nicht glauben kann – seinen Worten wird deshalb Gewicht gegeben.

International war der Vorstoß eine Blamage. Der Bürgermeister von Lesbos – dessen Insel Kurz zum hoffnungslosen Massenlager machen möchte – will ihm dafür am liebsten einen Fußtritt verpassen und der Vatikan findet seine Ideen „menschenunwürdig“. Auch anderorts hagelt es Kritik und erntet Kurz Kopfschütteln.

Dabei wollte der Außenminister nur spielen. Mit Stimmungen und diffusen Ängsten. Ein Außenminister wird aber deutlich strenger gewogen. Da gibt es wenig Verständnis für schnelle und nicht durchdachte mediale Profilierungsversuche. Kurz hat den internationalen Reputationsverlust erkannt. Er versucht eine politische Pirouette zwischen verteidigen und zurückrudern. Dabei ist ihm nichts zu blöd. Plötzlich sieht er sich in der Nachrichtensendung ZIB 2 den Grünen in der Flüchtlingspolitik näher als der FPÖ. Dieser Anbiederungsversuch verstärkt aber nur die Grundsatzfrage: Kann man diesen Außenminister noch ernst nehmen?

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